Gutes wird mit Gutem belohnt

In der Provinz Jiangxi lebte einst ein Mann namens Shu, der zwei Jahre an einer alten Privatschule lehrte. Später fuhr er mit einem Mann aus seinem Wohnort auf einem Schiff nach Hause, das unterwegs für eine kurze Rast anlegte.

Herr Shu spazierte die Küste entlang und hörte eine Frau weinen. Bei ihr angekommen, fragte er sie nach den Grund ihres Kummers. „Ich weine, weil mich mein Mann verkaufen will, um die dreizehn Unzen Silber zurückzuzahlen, die er der Regierung schuldet“, antwortete sie, „doch wenn ich fortgehen muss, wird es niemanden mehr geben, der mein Baby stillt und es wird dann sicher sterben.“

Herr Shu sagte: „Die Leute, die mit mir reisen sind alles Lehrer einer Privatschule. Wenn jeder eine Unze gibt, ist dein Problem gelöst.“ So ging Shu zurück und erzählte den anderen, was vorgefallen war. Doch kümmerte es niemanden und so schenkte Shu der Frau all seine Ersparnisse der letzten zwei Jahre.

Nur noch 90 Meilen von Zuhause weg hatte Herr Shu sein gesamtes Geld und den gesamten Proviant verbraucht. Die Leute auf dem Schiff tratschten über seinen „Fehler“, doch manche waren ihm wohlgesonnen und luden ihn zum Essen ein, allerdings traute sich Shu nicht, viel zu essen.

Endlich zu Hause angekommen, bat er seine Frau: „Koche mir schnell etwas zu Essen, ich hungere seit zwei Tagen!“ „Wir haben aber keinen Reis mehr“, erwiderte seine Frau. „Na gut, dann geh zu den Nachbarn und leih dir welchen“, meinte Herr Shu. „Ich habe mir schon so oft etwas von den Nachbarn geborgt“, antwortete sie, „und wartete darauf, dass du zurückkommst, damit ich es zurückzahlen kann.“ Herr Shu erklärte seiner Frau was geschehen war. „Wenn das so ist“, meinte sie, „werde ich wilde Pflanzen holen, die ich jeden Tag esse“, ging mit einem Korb zum Berg, pflückte bitteres Grünzeug und Wurzeln, kochte alles und dann aßen sie zusammen.

An diesem Abend im Bett liegend, hörten sie vor dem Fenster eine Stimme: „Heute bitteres Grünzeug wird euch im nächsten Jahr einen ‚1. Gelehrten’ ins Haus bringen.“ Als sie das vernommen hatten, zogen sie schnell ihre Kleidung wieder an und verneigten sich vor dem Himmel.

Im nächsten Jahr bekamen sie einen Sohn namens Shu Feng, der als Erwachsener wirklich den Titel des ‚1. Gelehrten’ erhielt (Titel für einen der ersten Anwärter beim Kaiserlichen Examen).

Quelle: de.clearharmony.net   – „Kunst und Kultur“